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Wenn der Glückspfennig ein Euro ist
Döbelner Anzeiger, 07.05.2016
Bei der Trainerbesprechung findet Steve Böttger eine Münze. Jubeln lässt sie die Neudorf/Döbelner allerdings nicht.
Döbeln. Er hat kein Glück beschert! Zwei Stunden vor dem Molten-Landespokalfinale der Männer zwischen der SG Leipzig/Zwenkau und der HSG Neudorf/Döbeln sitzen die HSG-Verantwortlichen Steve Böttger Matthias Morgner und Thomas Händler in der Mensa der Stadtsporthalle beisammen. Ein letzter Kaffee wird getrunken, abschließende Absprachen über das anstehende Endspiel getroffen. Plötzlich steht der Spielertrainer auf, bückt sich, greift unter die Heizung und zieht einen Euro hervor. Den reibt er in der Folgezeit zwischen seinen Händen. Doch letztendlich erweist er sich ebenso wenig als Glücksbringer wie die Tatsache, dass Routinier André Richter, immerhin vierfacher Sachsenpokalgewinner, noch kein Endspiel verloren hat oder die Durchsage Sekunden vor Spielbeginn, dass die zweite Frauenmannschaft des Vereins den Bezirkspokal gewonnen hat. Alles Hoffen und Bangen nützte nichts, die SG Leipzig/Zwenkau entführte im „Finale Daheeme 2.0“ den Pott aus Döbeln.
Die mit einem Großteil des A-Junioren-Bundesligakaders vom SC DHfK, der vergangenes Jahr Deutscher Meister war, angereisten Leipzig/Zwenkauer begannen, wie die Gastgeber auch, äußerst engagiert. Entsprechend entwickelte sich ein umkämpftes Pokalendspiel in dem zunächst die Neudorf/Döbelner führten, um Mitte der ersten Halbzeit mit zwei Treffern zurückzuliegen und die Partie unter dem Jubel der über 700 Fans doch wieder zu drehen. Etwas ärgerlich war dabei, dass die Mittelsachsen praktisch mit der Pausensirene durch einen Siebenmeter eine Zwei-Tore-Führung einbüßten und zudem die zweite Halbzeit in Unterzahl beginnen mussten. Nicht mehr mit dabei war zu diesem Zeitpunkt auch John Rösel, der nach einem bösen Foul am durchgebrochenen Steve Böttger die Rote Karte gesehen hatte.
Auch im zweiten Abschnitt schenkten sich beide Mannschaften nichts. In einem offenen Schlagabtausch machten die Neudorf/Döbelner die spielerischen Vorteile der Leipzig/Zwenkauer mit viel Einsatz wett. So begann das Spiel in der 50. Minute beim Stand von 21:21 erneut. In dieser Phase allerdings zeigten die Mittelsachsen Nerven. Mehrfach scheiterten sie am Leipziger Torhüter Johannes Marek aus besten Wurfpositionen und außerdem zweimal vom Siebenmeterpunkt.
Auf der Gegenseite demonstrierten die DHfK-Talente ihre Klasse und trotz der jungen Jahre bereits vorhandene Cleverness. Über 24:21 und 25:23 kamen die Leipzig/Zwenkauer so zu einem nicht unverdienten 27:24-Sieg, der sie jubeln ließ, während die Neudorf/Döbelner enttäuscht am Boden lagen. „Es ist natürlich sehr schade, dass wir die Chance wieder vertan haben. Aber in der entscheidenden Phase sind wir mehrfach am gegnerischen Torhüter gescheitert. Wir bekommen mehr Siebenmeter und wir spielen mehr in Überzahl, können das aber nicht nutzen“, resümierte Spielertrainer Steve Böttger und fügte an: „Gerade in der zweiten Halbzeit hatten wir Probleme, unser Überzahlspiel zu nutzen und das hat uns den Sieg gekostet!“ „Es waren Kleinigkeiten, die gefehlt haben“, sagte auch der Neudorf/Döbelner Verantwortliche an der Außenlinie, Matthias Morgner.
„Dass die konditionell nicht einbrechen, war klar. Kämpferisch und abwehrtechnisch war alles in Ordnung von meiner Truppe, zum Teil auch spielerisch. Dass am Ende ein Drei-Tore-Rückstand heraus kommt, war klar, denn am Ende haben wir alles probiert, um noch zu schnellen Toren zu kommen. Letztendlich war der Gegner den kleinen Tick besser. Vielleicht hätte Steve den Euro mal besser liegengelassen... Es ist natürlich schade für die Spieler und für die Fans, dass die das zum zweiten Mal durchmachen mussten. Da hilft nur ein drittes Endspiel, aber eben mal mit einem Happy End.“ Zufrieden zeigte sich dagegen der Leipzig/Zwenkauer Trainer Oliver Stockmar: „Meine Spieler waren in der ersten Halbzeit zu aufgeregt und haben ungewöhnlich viele Zeitstrafen kassiert. Nach dem Seitenwechsel haben wir die eigene Fehlerquote gering gehalten. Unser großes Plus waren das Tempospiel und ein starker Torhüter Johannes Marek.“
Und auch wenn die Neudorf/Döbelner das zweite Mal in Folge zu Hause ein Sachsenpokalfinale verloren haben, so erlebte die Muldenstadt mit den Endspielen der Männer und Frauen, das der Radeberger SV mit 28:26 (14:12) gegen die SG HV Chemnitz 1910 II gewann, doch ein tolles Handballfest. „Sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern haben wir spannende Spiele gesehen. Die HSG Neudorf/Döbeln hat den Finaltag wieder perfekt organisiert. Die Zuschauer haben mit ihrer Begeisterung großen Anteil am Gelingen, auch wenn die einheimischen Fans wieder keinen Sieg bejubeln konnten“, sagte Uwe Vetterlein, Präsident des Handball-Verbandes Sachsen dem Döbelner Anzeiger.
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